Ein Traum in weiß – Tagesausflug nach Bocairent

Im Endeffekt habe ich mich also heute doch vor die Tür getraut. Wir haben unseren Besucher morgens am Flughafen abgefangen und ihn direkt mit einem Spontantrip nach Bocairent überrascht.

Seit einiger Zeit folge ich spanischen bzw. überwiegend valencianischen Instagramer*innen, die mich immer wieder mit Impressionen, Infos und neuen Domizilen füttern. Naja die Bilder aus Bocairent haben mich definitiv gecatched, so viel ist klar! Ich wollte mir unbedingt ein eigenes Bild von dem pittoresk mittelalterlichen Örtchen machen, bei dem es so scheint als sei die Zeit stehen geblieben. Deshalb sollte der Ort auf meiner Bucketlist nicht fehlen.


Anreise

Von Valencia aus sind es gut 80 Kilometer und 1 1/2 Stunden Fahrt nach Bocairent. Die Strecke kennen wir gefühlt schon in- und auswendig. Es geht eigentlich immer nur südlich über die A7 an Xátiva und Ontinyent vorbei.

In Ontinyent haben wir kurz Halt gemacht, um uns mit Proviant zu versorgen. Bei Aldi gab es allerlei vegane Leckereien, wie Weingummi-Erdbeeren, Energieballs, Bananen, Avocado und Baguette, Rosquilletas mit Körnern und Oliven. Natürlich haben wir es übertrieben. Wir wussten ja nicht, ob wir vor Ort irgendwo was veganes bekommen würden. Denn Bocairent ist nur eine kleine Gemeinde mit etwa 4.350 Einwohner*innen.


Pou Clar

Unsere ausgiebige Frühstückspause haben wir in Pou Clar de Ontinyent eingelegt, wo ich zum ersten Mal in diesem Jahr Schnee unter den Füßen hatte. Im Nordosten des Landes hatte es in den letzten Tagen nicht nur gestürmt, sondern auch vielerorts geschneit. Der Wahnsinn!
(Jetzt ist es also auch im Kindergarten gar nicht mehr so abstrakt, wenn wir im Winter von Schneeflocken oder Schlittenfahren sprechen und Schneekugeln basteln).

Pou Clar ist ein wunderbarer Ort zum Picknicken, Wandern und Verweilen. Entlang des Flussbettes gibt es unzählige Wanderrouten, die über die Berge bis nach Bocairent führen. Beim nächsten Besuch werden wir uns definitiv noch ein bisschen mehr Zeit nehmen und die Gegend genauer erkunden.

Nachdem wir unseren Hunger gestillt und einen kleinen Erkundungsspaziergang gemacht hatten, fuhren wir direkt weiter nach Bocairent, was nur wenige Kilometer von Pou Clar entfernt ist.


Bocairent

Dort angekommen versprühte der Ort gleich eine gewisse Magie. Die mit schneebedeckten Felder und Dächer und der milchig gräuliche Nebel setzten einen Schleier über das kleine Dorf. Erst als wir näher kamen, verzog sich der Nebel allmählich und wir tauchten ein in den mittelalterlichen Ortskern.

Das kleine Dorf wirkte wie eine Geisterstadt. Nur vereinzelt lief mal hier und da ein Mensch rum. Ich ging davon aus, dass das Dorf vom Tourismus überrannt wird, aber selbst auf der Ruta Mágica war kaum eine Menschenseele zu erblicken. Gut, vielleicht trugen das Wetter und Sturmtief Gloria dazu bei, dass aktuell niemand verreisen mag, aber hier in Bocairent blieben wir zumindest vom Regen verschont. Die diesige Stimmung gekoppelt mit der Leere und Stille in Bocairent wirkten so entschleunigend und fast schon meditativ auf mich.

In Bocairent selbst sind wir auf der Ruta Mágica durch die alten Gassen des mittelalterlichen Stadtkerns geschlendert. Da die Gemeinde an einem Berg gelegen ist, konnte man unerwartet viel auf verschiedenen Höhen entdecken. Der höchste Punkt des Ortes ist der Kirchturm der Iglesia de Nuestra Señora de la Asunción, der genau zentral und am höchsten Punkt des Berges liegt und von allen Perspektiven aus gut sichtbar ist.


Sehenswürdigkeiten

  • Barrio Medieval
  • Les Covetes dels Moros
  • Iglesia de Nuestra Señora de la Asunción
  • Plaza de Toros
  • Ermita del Santo Cristo de Bocairent – Camino del Cid

Les Covetes dels Moros

Wissenswertes

Am unteren Ende der Gebirgskette Sierra Mariola sticht ein Höhlenkomplex hervor. Les Covetes dels Moros ist ein Höhlenlabyrinth, das zu Zeiten der Mauren in die Felswand geschlagen worden ist. Die Höhlen wurden 1932 zum Nationaldenkmal von Spanien erklärt. Der Ursprung dieser Höhlen ist immer noch nicht genau geklärt, obwohl man festgestellt hat, dass es sich um einen Kornspeicher- und Lagerkomplex aus der Zeit des Al-Andalus handelt, der von den Bauerngemeinschaften berberischer Herkunft genutzt wurde, die sich zwischen dem X. und XI Jahrhundert in dieser Region angesiedelt hatten.

(Quelle: de.comunitatvalenciana.com)


Camino del Cid y la Ermita de Santo Cristo

Von dem Altstadtkern aus haben wir die Ermita de Santo Cristo entdeckt. Das konnten wir uns nicht nehmen lassen. Für ein erfolgreiches Ende mussten wir den Berg erklimmt haben und den nassen und rutschigen Camino del Cid bestreiten. Auf dem Weg sind wir vorbei an kleinen Gedenkstätten (siehe Bild) auf denen Jesus gekreuzigt wurde und dreimal heruntergefallen sein soll, bis er den Berg erklommen hatte. Poor Jesus! Aber nachdem wir dort oben angekommen waren, konnten wir zumindest ansatzweise nachvollziehen, wie er sich gefühlt haben muss, als er endlich den Berg bestritt und schließlich in den Himmel kam.

Ein krönender Abschluss und ein extrem empfehlenswertes Reiseziel!
Bocairent es war mir eine Freude. Bis bald.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert